Russische Truppen rücken in Ostukraine vor

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Russland habe die Ukraine in den ersten drei Tagen des neuen Jahres mit mehr als 20 Raketen und etwa 300 Kampfdrohnen angegriffen, schrieb Selenskyj am Freitagabend im sozialen Netzwerk X. Dabei habe es Todesopfer und Verwundete gegeben. „Dieser russische Terror, der mit nicht nachlassender Intensität weitergeht, verlangt von uns und allen unseren Partnern, beim Aufbau unserer Flugabwehr nicht nachzulassen“, schrieb Selenskyj. Er kündigte für kommende Woche weitere Gespräche mit ausländischen Unterstützern an.

Am Freitag dauerten die sonst auf die Nacht konzentrierten russischen Luftangriffe fast den ganzen Tag an. Nach Drohnenangriffen am Morgen in der Nähe der Hauptstadt Kiew mit einem Toten und mehreren Verletzten schlugen nachmittags drei ballistische Raketen in Tschernihiw ein. In der Großstadt etwa 150 Kilometer nördlich von Kiew wurde ein Zivilist getötet und vier wurden verletzt, wie Gebietsgouverneur Wjatscheslaw Tschaus mitteilte.

Bürgermeister Dmytro Bryschynskyj sprach von drei Einschlägen am Rand der Stadt, die vor dem Krieg knapp 300.000 Einwohner hatte. Zwei Wohnhäuser seien beschädigt. Auch andere Städte wurden beschossen. 3 Lenkraketen und 19 von 32 Drohnen seien abgefangen worden, teilte die Luftwaffe mit.

Bei allen Überlegungen zu einem Ausweg aus dem seit fast drei Jahren andauernden Krieg warten die Ukraine wie Russland derzeit auf den Amtsantritt des künftigen US-Präsidenten Donald Trump am 20. Januar. In Kiew und bei ausländischen Partnern gibt es die große Befürchtung, dass der Republikaner die Militärhilfe verringern und die Ukraine zu Verhandlungen zwingen könnte.

Selenskyj stellte indes Überlegungen an, ob nicht gerade Trumps vielzitierte Unberechenbarkeit den Ausschlag zugunsten seines Landes geben könnte. „Ich halte ihn für stark und unberechenbar. Ich wünschte mir sehr, dass die Unberechenbarkeit von Präsident Trump vor allem die Seite der Russischen Föderation betrifft“, sagte der Staatschef in einem vom ukrainischen Fernsehen ausgestrahlten Interview.

Dabei geht Selenskyj davon aus, dass Trump wirklich an einem Friedensschluss interessiert ist und Russlands Staatschef Wladimir Putin den künftigen US-Präsidenten fürchtet, obwohl es für Letzteres wenige Anhaltspunkte gibt. Selenskyj hatte auch einen Teil seiner Neujahrsansprache der Bitte an Washington gewidmet, bei der Unterstützung der Ukraine nicht nachzulassen.