Bei einem Angriff auf den Präsidentenpalast in Tschad sind laut der Regierung in N’Djamena 19 Menschen getötet worden. Eine Gruppe mit Messer und Macheten bewaffneter Personen sei am Mittwochabend in das Gebäude eingedrungen, teilte der tschadische Außenminister und Regierungssprecher, Abderaman Koulamallah, laut der Nachrichtenagentur AFP mit. Dabei hätten sie einen Wachmann getötet und drei weitere verletzt. Im Anschluss seien die insgesamt 24 Angreifer im Gebäude von der Präsidentengarde überwältigt worden, so Koulamallah. 18 von ihnen seien dabei getötet worden.
Der Präsident Tschads, Mahamat Idriss Déby Itno, soll sich demnach zum Zeitpunkt des Angriffs im Gebäude aufgehalten haben. Zuvor hatte dort ein Treffen mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi stattgefunden. Beobachter sprachen am späten Abend von Schüssen in der Nähe des Amtssitzes. Mehrere Zufahrtsstraßen sollen demnach von Sicherheitskräften blockiert worden sein.
Es gebe keinen Grund zur Sorge, bekräftigte Koulamallah in einem noch in der Nacht veröffentlichten Video. „Der Destabilisierungsversuch wurde niedergeschlagen.“ Die Sicherheitskräfte seien mobilisiert, „um unser Heimatland zu verteidigen und um unseren Präsidenten zu verteidigen“. Man werde gegen die Personen vorgehen, die meinten, dass sie die Integrität des Landes infrage stellen könnten, so Koulamallah.
Ziel von Angriffen der Terrormiliz Boko Haram
Medienberichten zufolge hieß es zunächst aus Sicherheitskreisen, dass es sich bei den Angreifern um Mitglieder der islamistischen Terroristenorganisation Boko Haram gehandelt habe. Tschads Außenminister widersprach dem. Sie seien „wahrscheinlich keine Terroristen“ gewesen und hätten keine Kriegswaffen mit sich getragen. Derzeit habe sich noch kein ernsthaftes Motiv herausstellen können. Die überlebenden Angreifer seien „völlig betäubt“ gewesen und hätten Alkohol sowie Drogen mit sich getragen.
Das zentralafrikanische Land ist in der Vergangenheit immer wieder Ziel von Angriffen der Terrormiliz Boko Haram gewesen. Erst bei einem Angriff auf eine Militärkaserne Ende Oktober kamen 40 Soldaten ums Leben. Vor allem im Grenzgebiet zu Nigeria ist die Terrormiliz aktiv. Auch weitere Rebellengruppen tragen zur Destabilisierung des Landes bei.
Ende November vergangenen Jahres kündigte Tschads Regierung dennoch ein Sicherheits- und Verteidigungsabkommen mit der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich auf, sodass erste französische Soldaten die eigene Militärbasis im Land bereits verlassen haben. Bei dem Abkommen ging es auch um die Bekämpfungen islamistischer Milizen im Sahel und in Westafrika.