Um den geplanten Bau der Riesentherme in Bad Vilbel herrscht kurz vor Weihnachten – nach Monaten der Funkstille um das Vorhaben – unvermittelt mehr Betriebsamkeit. Das hat aber weniger mit dem symbolischen ersten Spatenstich zu tun. Zwar wollte ihn der Investor Wund-Gruppe noch in diesem Jahr setzen, wie Geschäftsführer Edelfried Balle im vergangenen Dezember der F.A.Z. gesagt hatte.
Allerdings kann das Unternehmen bis Jahresende nicht mehr mit der Baugenehmigung rechnen. Dies teilte eine Sprecherin des Wetteraukreises in Friedberg mit. Zudem lassen die Stadtwerke Bad Vilbel wissen, das mit der Wund-Gruppe zur Thermenwelt geschlossene Vertragswerk an geänderte Rahmenbedingungen anzupassen.
Aus ihrer Mitteilung ergibt sich auch ein Kostensprung. War zuletzt bei Wund noch von einer Investitionssumme von 200 Millionen Euro für die Thermenwelt und das geplante Hallenbad die Rede, spricht die Stadt nun von 400 Millionen Euro. Das vergleicht sich mit den rund 140 Millionen Euro, auf die das Vorhaben anfangs veranschlagt worden war.
Das neue Hallenbad soll den vor Jahren abgerissenen Altbau ersetzen. Es werde acht statt fünf Bahnen haben, Lehrschwimm- und Babybecken und zudem verbesserte Bedingungen für das Schulschwimmen bieten.
Gestiegene Baukosten verteuern Thermenwelt
Die Planung zieht sich seit Jahren hin. Die Stadt hatte das Projekt 2013 ausgeschrieben. Vier Jahre später warb der Unternehmer Josef Wund in der Kurstadt für seine Thermenwelt. Auf dem Rückweg nach Süddeutschland stürzte er wenige Tage vor Weihnachten nahe Ravensburg mit einem Kleinflugzeug ab und starb. Die Regelung seines Nachlasses verzögerte das Projekt. Während der Corona-Pandemie musste das Unternehmen wie Mitbewerber auch seine Thermen für 18 Monate schließen.
Doch nutzte laut Balle die Pandemie, um sich mit neuer Technik vertraut zu machen und die Besucherströme anders zu lenken. In Bad Vilbel wolle Wund sein Produkt weiter „in die virtuelle Welt transferieren“, kündigte er im Dezember 2023 an. Das Unternehmen überarbeitete nicht zuletzt nach dem Anstieg der Erdgaspreise sein Energiekonzept. Zuletzt war auch von einem möglichen Einsatz von Erdwärme die Rede.
Seit den ersten Tagen habe sich durch eine Planänderung das Baufenster erweitert, schreiben die Stadtwerke. Außerdem seien die Baukosten erheblich gestiegen. Allein seit Ende 2017 sei ein Plus von mehr als 54 Prozent aufgelaufen. Dies hat unter anderem Folgen für die Höhe der Beteiligung des Eigenbetriebs an dem Vorhaben. Statt von den zunächst geplanten 25 Millionen Euro geht er mittlerweile von 35 Millionen aus. Dies sei der Beitrag des Eigenbetriebs für das Hallenbad und einen Stellplatzanteil, heißt es in der Mitteilung.
Und: „Aufgrund der finanziellen Entwicklung beteiligt sich der Eigenbetrieb mit einer verzinslichen stillen Einlage von 50 Millionen Euro, was ein neues Element darstellt.“ Diese Einlage könnten die Stadtwerke nach zehn Jahren zurückfordern. Ihr Engagement summiere sich mithin auf 85 Millionen Euro abzüglich einer Anzahlung von Wund in Höhe von zehn Millionen Euro auf das Grundstück.
Thermenwelt soll Vilco-Defizit decken helfen
„Mit der Therme-Group und der Wund-Stiftung, die mit der Therme-Group kooperiert, haben wir die erfahrensten Partner, die in diesem Segment denkbar sind“, meint Stadtwerke-Leiter Klaus Minkel. Josef Wund habe Bad Vilbel als besser erachtet als seinen wirtschaftlichsten Standort Erding, der hochprofitabel sei. Überdies seien die Neue Mitte, die Kongresshalle Vilco und die Thermenwelt miteinander verbunden: „Das Therme-Projekt gibt uns das Hallenbad verbessert zurück und soll zugleich das Vilco-Defizit abdecken“, hebt Minkel hervor. Das habe die Stadtverordnetenversammlung eingerechnet.
Wann die Wund-Gruppe mit der Baugenehmigung im nächsten Jahr genau rechnet, ließ die Sprecherin des Wetteraukreises offen, dessen Bauaufsicht für das Vorhaben zuständig ist. Ihr liegen erst seit dem vergangenen Frühsommer die vollständigen Bauunterlagen vor. Zuvor hatte sie mehr Angaben zum Brandschutz verlangt. Vertreter des Investors werden die aktuellen Pläne am nächsten Donnerstag in Bad Vilbel vor Stadtverordneten vorstellen.
Dann trifft sich der Haupt- und Finanzausschuss im Kultur- und Sportforum. Vor einem Jahr hatte die Wund-Gruppe auf dem Weihnachtsmarkt in der Kurstadt angesichts von Gerüchten, die Thermenwelt werde niemals verwirklicht werden, eigens eine Informationsoffensive gestartet und sich Fragen von Interessierten gestellt. Wund plant mit mehr als 30 Saunen, Thermalbecken und einer Rutschenanlage.