Schon 1812 wollten die USA das Land einverleiben

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Als am nächsten Morgen nach der Kanonade noch immer das Sternenbanner über Fort McHenry wehte, war Key so bewegt, dass er ein Gedicht darüber schrieb. “And the rockets’ red glare, the bombs bursting in air, gave proof through the night that our flag was still there” (Und der Raketen grelles, rotes Licht, die in der Luft explodierenden Bomben, bewiesen die Nacht hindurch, dass unsere Flagge noch da war”), heißt es darin. Seit 1931 ist das vertonte Gedicht als “The Star-Spangled Banner” die offizielle Nationalhymne der Vereinigten Staaten von Amerika.

So war der Erfolg der Einnahme Washingtons für die Briten durch die erfolgreiche Verteidigung Baltimores etwas getrübt. Weit im Süden wollten die Truppen Großbritanniens hingegen einen weiteren Erfolg für ihren König George III. erringen: New Orleans in Louisiana sollten sie erobern. Die Briten waren siegesgewiss, in offener Feldschlacht hatten sie die Amerikaner schließlich schon oft besiegt.

Doch mit Andrew Jackson befehligte am 8. Januar 1815 ein Mann mit Kampfgeist die US-Truppen in der Schlacht von New Orleans. Militärische Erfahrung hatte Jackson im Krieg gegen die Indigenen erworben, in dem er keine Gnade zeigte. Bei New Orleans führte Jackson seine zahlenmäßig unterlegenen Truppen dann zum triumphalen Sieg.

Ein Sieg, der besonders für die besiegten Briten bitter war. Denn zum Zeitpunkt der Schlacht von New Orleans herrschte eigentlich bereits Frieden zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Er war wenige Wochen zuvor in Europa geschlossen worden, nur hatte diese Neuigkeit die Neue Welt noch nicht erreicht. Viel gewonnen hatte am Ende keine der beiden Seiten. Kanada blieb britisch, durchaus im Sinne des Großteils seiner Bewohner, die keine Amerikaner werden wollten.

2012 – also 200 Jahre nach Ausbruch des Britisch-Amerikanischen Krieges von 1812 – zelebrierte die kanadische Regierung mit millionenschweren Feierlichkeiten die Selbstbehauptung Kanadas über die damaligen Invasoren aus dem Süden. Auch wenn historisch gesehen Kanada als britisches Dominion 1867 erst als Staat geschaffen worden ist.

Wenn nun Donald Trump als alter und neuer Präsident öffentlich über Kanada als zukünftigen 51. Bundesstaat der USA sinniert, werden nicht nur zwischen Vancouver und Québec Erinnerungen an das Jahr 1812 wach. Das Jahr, in dem die USA Kanada “befreien” wollten – ohne den Willen der Kanadier zu beachten.