Bank zahlt Bonus für Büroanwesenheit

15

In der Finanzbranche steigt der Druck auf Mitarbeiter, mehr Arbeitstage im Büro und weniger im Homeoffice zu verbringen. Die britische Lloyds Banking Group hat sich dazu etwas Neues ausgedacht. Für leitende Mitarbeiter wird künftig bei der Berechnung der Boni mitberücksichtigt, wie viele Tage sie im Büro gearbeitet haben. Bei viel Abwesenheit wird der Bonus gekürzt. Das soll für ein Fünftel der 60.000 Mitarbeiter der Finanzgruppe (Lloyds Bank, Halifax, Bank of Scotland) gelten. Seit 2023 erwartet sie wenigstens zwei Tage Büroanwesenheit je Arbeitswoche. Die Bank versuchte, mit Anreizen wie kostenlosem Essen Mitarbeiter zurückzulocken. Das neue Bonussystem soll die Anwesenheitsquote erhöhen.

Auch die Deutsche Bank hat kürzlich ihre Regeln zur Anwesenheitspflicht für ihre rund 90.000 Mitarbeiter verschärft. Laut den seit 1. Januar geltenden globalen Richtlinien sind den Mitarbeitern noch bis zu 40 Prozent mobiles Arbeiten erlaubt. Zuvor waren – seit dem Ende der Corona-Lockdowns – bis zu 60 Prozent Homeoffice-Tage möglich. Die Führung der Bank hatte monatelang mit dem Gesamtbetriebsrat um die neuen Regeln gerungen. Wie die Deutsche Bank betont, wird ihr hybrides Arbeitsmodell auch um neue Möglichkeiten ergänzt: Mitarbeiter können einmal im Jahr bis zu zwei Wochen lang am Stück mobil arbeiten. Aus der Bank heißt es, wer ein Häuschen auf Sylt oder in den Bergen besitze, könne auch von dort aus tätig sein.

Tendenziell wünscht sich die Deutsche Bank mehr Präsenz. Das Büro soll „der primäre Arbeitsplatz sein“. Denn der persönliche Austausch im Büro sei „wichtig, um Verbindungen zu knüpfen, zu lernen und im Team zusammenzuarbeiten“, sagte ein Sprecher. Höhere Führungskräfte (Managing Directors) sollen jede Woche mindestens vier Tage anwesend sein. Die Commerzbank will es einzelnen Teams überlassen, jeweils eigene Regeln aufzustellen. Bis zum Jahreswechsel galt, dass in der Commerzbank-Zentrale und bei der Comdirect bis zu 70 Prozent im Homeoffice möglich war, im Rest des Instituts waren bis zu 50 Prozent erlaubt. Das wird nun verschärft.

Großunternehmen holen Arbeiter zurück ins Büro

Der globale Trend zeigt insgesamt in Richtung strengerer Regeln. Die Zeit der sehr großzügigen hybriden Arbeitsmodelle nach der Corona-Krise scheinen vorbei. Der weltweit tätige Werbekonzern WPP hat vor Kurzem seinen mehr als 100.000 Mitarbeitern mindestens vier Tage je Woche Büropflicht verordnet. Noch strikter sind die Vorgaben einiger amerikanischer Unternehmer. Die Großbank JP Morgan erwartet von März an fünf Tage in der Woche Büroanwesenheit. Der Versandhandelsgigant Amazon hat schon zum Jahreswechsel auf totale Büropflicht umgestellt. In Deutschland können Amazon-Angestellte aber zwei Tage pro Woche Homeoffice beantragen.

Eine Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half ergab vor Kurzem, dass Präsenz für die Karriere wichtig ist. Fast drei Viertel der befragten Arbeitgeber aus der Banken- und Finanzbranche in Deutschland stimmten zu, dass die Büroanwesenheit die Wahrscheinlichkeit für eine Beförderung beeinflusse, wobei 25 Prozent dem „stark zustimmten“.