Umfrage zum Elektroauto: Kaum Bereitschaft für Klimaaufpreis

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Von Skepsis gegenüber alternativen Pkw-Antrieben, Verbrennerverbot und Verkehrsbeschränkungen für Autos berichten die Ergebnisse einer Umfrage für Mobile.de, den Betreiber des nach eigenen Angaben größten Gebrauchtwagenmarktes im Internet. Die an den Tagen vor Weihnachten von Yougov unter rund 2200 Teilnehmern vorgenommene Umfrage ergab, dass die große Mehrheit der Antwortenden Aktionen im Alltagsleben wie die Reduktion von Plastik weitaus mehr bevorzugt als auf das Auto zu verzichten. Eine Minderheit würde dagegen Aufpreise für Elektroautos oder für klimaneutrale E-Fuels für Verbrennerautos bezahlen. Der Auftraggeber der Umfrage, Mobile.de, ist dabei nicht auf bestimmte Antriebsarten festgelegt, sondern in seinen Leistungen neutral gegenüber Verbrennern oder Elektroautos.

Vier Fünftel der Befragten waren Autofahrer, und unter diesen gaben 84,6 Prozent an, einen Verbrenner zu fahren. 8,6 Prozent waren mit einem Verbrenner unterwegs, nur 6,8 Prozent mit einem Elektroauto. Von den 1457 Umfrageteilnehmern mit Verbrennerauto berichteten nur 18,1 Prozent, sie planten, demnächst auf Elektroantrieb umzusteigen, 12,3 Prozent orientierten sich in Richtung Hybridantrieb, und 59,9 Prozent wollten weiter beim bisherigen Verbrennerantrieb bleiben.

Allerdings zeigten die Umfrageergebnisse auch, dass es Möglichkeiten gäbe, einen größeren Teil der Fahrer von traditionellen Autos mit Verbrennermotor zum Umstieg auf Elektro zu bewegen: 21,9 Prozent der Fahrer von Verbrennerautos gaben an, eine Ladestation zu Hause könne sie am ehesten zum Umstieg bewegen. 16,1 Prozent würden eher durch einen Umweltbonus von 3000 Euro für den Kauf eines Elektroautos motiviert. Den Umstand, dass nicht alle im Einfamilienhaus mit der Möglichkeit einer einfachen Installation von Ladeinfrastruktur leben, reflektieren 6,8 Prozent der Antwortenden. Diese könnten durch „ein preislich attraktives Quartiersparkhaus mit Ladesäulen für Elektroautos“ zum Umstieg motiviert werden. Einen Teil der Hausbesitzer spiegelt dagegen die Präferenz von 6,2 Prozent der Antwortenden, die sich als Motivation für den Umstieg einen Zuschuss für Solarzellen auf dem Dach für das Laden von Elektroautos wünschten.

Unter allen Teilnehmern der Umfrage, auch denen ohne Autos, ergab sich insgesamt eine geringe Bereitschaft, für klimaneutrale Antriebstechnik einen Aufpreis zu bezahlen: Nur 3,7 Prozent würden dafür mehr als 5000 Euro zusätzlich bezahlen, 6,9 Prozent einen Betrag von 3000 bis 5000 Euro. 8,3 Prozent der Befragten gaben an, zwischen 1500 und 2999 Euro zusätzlich aufwenden zu wollen, 7,3 Prozent nur 500 bis unter 1500 Euro und 5,9 Prozent nur einen Betrag von weniger als 500 Euro. Demgegenüber stimmten 50,8 Prozent der Aussage zu: „Ich bin nicht bereit, zusätzliches Geld dafür auszugeben.“

Dementsprechend skeptisch ist die Einstellung gegenüber Verbrennerverbot und Einschränkungen gegenüber dem Autoverkehr: 50,3 Prozent der Befragten zeigten sich „eher negativ“ oder „sehr negativ“ gegenüber dem von der EU beschlossenen Verbot für die Neuzulassung von Autos mit Verbrennermotor ab 2035. Nur in 22,1 Prozent der Antworten wurde dieser Schritt als „sehr positiv“ oder „eher positiv“ beurteilt. 26 Prozent antworteten, ein Verbrennerverbot würde sehr großen Einfluss auf die persönliche Lebenssituation haben, während 34 Prozent meinten, das habe keinen Einfluss. Dass Deutschland es schaffen werde, „bis 2035 das Verbrenner-Aus umzusetzen“, glauben allerdings 55,7 Prozent der Befragten nicht, sie antworteten mit „definitiv nicht“ oder „eher nein“. An diese Perspektive glauben nur 15,4 Prozent.

Zu den beliebtesten Maßnahmen, um die Verkehrswende voranzutreiben, gehört daher die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs (51,3 Prozent), der Ausbau von Ladestationen für E-Autos (28,4 Prozent), der Ausbau des öffentlichen Fernverkehrs (28,4 Prozent), Förderung für alternative Antriebe (22,9 Prozent) und der Ausbau von Sharing-Optionen. Nur ein kleinerer Teil der Antworten, mit bis zu drei Optionen je Befragtem, setzt direkt beim Autoverkehr an, mit 18,8 Prozent für eine Ausweitung von Tempolimits, 11,1 Prozent für die Ausweitung von Parkverbotszonen und autofreie Innenstädte sowie 7,1 Prozent für strengere Vorschriften gegenüber Verbrennerautos wie höhere Parkgebühren.

In einer weiteren Frage über die Prioritäten für das eigene Verhalten zugunsten von mehr Umweltschutz würden nur 6,3 Prozent das eigene Auto verkaufen, 15,3 Prozent wollen dafür auf ein umweltfreundlicheres Auto umsteigen. Obenan steht dagegen die Reduktion von Plastikmüll (53,7 Prozent), Reduzierung von Fleischkonsum (33,4 Prozent), Umstieg auf umweltfreundliche Produkte (31,9 Prozent), Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln (31,5 Prozent) sowie Umstieg auf Ökostrom (25,6 Prozent).

Obwohl sich zeigte, dass die Befragten ziemlich stark am Verbrennerantrieb hingen, war von diesen nur eine Minderheit bereit, für diese Autos einen Aufpreis für klimaneutralen Kraftstoff zu bezahlen: Zur Frage, ob sie ein Verbrennerauto mit klimaneutralen E-Fuels betanken würden, wenn dieser Kraftstoff je Liter 50 Cent mehr kosten würde, antworteten fünf Prozent mit „Ja, definitiv“, 13,8 Prozent mit „eher ja“, dagegen 51,3 Prozent mit „eher nein“ oder „definitiv nicht“.