Der fortdauernde Nachfrage-Boom nach Rechenleistung für die Künstliche Intelligenz (KI) beschert dem größten Auftragsfertiger von Chips für diese Technologie, Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. ( TSMC ), weiterhin glänzende Geschäfte. Das Geschäftsjahr 2024 konnte der Konzern mit einem Rekordergebnis abschließen. Der Vorstandsvorsitze C. C. Wei gab sich am Donnerstag anlässlich der Vorlage der Zahlen gewiss, dass dieser Aufschwung noch eine ganze Zeit lang weitergehen werde. Für die nächsten fünf Jahre rechnet das Unternehmen demnach mit einem jährlichen Wachstum seiner KI-bezogenen Einnahmen von 45 Prozent.
Als führender Auftragschiphersteller produziert TSMC den Großteil der KI-Rechenchips für Branchengrößen wie Nvidia, Broadcom, AMD, Amazon und Google. Für das gerade angelaufene Geschäftsjahr erwartet TSMC, dass sich die Einnahmen mit Chips und Prozessoren für KI-Anwendungen im Vergleich zum Jahr 2024 verdoppeln. In der Produktion weniger aufwendiger Chips etwa für Autos und Heimcomputer rechnet das Unternehmen mit einer moderaten Erholung, sodass es bei seinen Gesamteinnahmen von einem Anstieg um etwa 25 Prozent im Jahr 2025 ausgeht.
US-Präsident Joe Biden hat die Vorgaben für Chipexporte nach China gerade noch einmal verschärft. Lieferungen an Unternehmen in China und anderen Ländern, die nicht von Washington verifiziert sind, sollen deutlich erschwert werden, was für Auftragsfertiger wie TSMC erhebliche Einbußen mit sich bringen könnte. Schon die bisherigen Vorgaben haben für einen deutlichen Rückgang des China-Geschäfts gesorgt: Noch im Jahr 2019 hatte TSMC ein Fünftel seiner Gesamtumsätze mit Kunden in China gemacht. Im Herbstquartal 2024 waren es elf Prozent.
Gewinnrekord im Schlussquartal
TSMC-Chef Wei sagte, dass die Auswirkungen der neuen Exportbeschränkungen „handhabbar“ erschienen und dass TSMC seinen Kunden helfen wolle, die nötigen Genehmigungen zu erhalten. Auf die Frage eines Journalisten, ob TSMC bereit sei für eine zweite Amtszeit Donald Trumps, sagte Wei, dass das Unternehmen sowohl mit der alten als auch der neuen Regierung „sehr offen und ehrlich kommuniziert“.
Im Schlussquartal 2024 verzeichnete der Konzern einen Nettogewinn von 374,7 Milliarden Neuen Taiwan-Dollar (elf Milliarden Euro) – so viel wie noch nie zuvor. Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres war das ein Anstieg um 57 Prozent. Der Umsatz lag bei 868,5 Milliarden Neuen Taiwan-Dollar (NTD), was einem Anstieg von 38,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entsprach. Für das Gesamtjahr meldete TSMC einen Rekordumsatz von 2,89 Billionen NTD, von dem mit 1,4 Billionen NTD gut 46 Prozent als Vorsteuergewinn übrig blieben.
Margen werden etwas schrumpfen
Diese glänzenden Gewinnmargen dürften in den nächsten Jahren mit der weiteren Expansion ins Ausland aber etwas schrumpfen. Im vergangenen Jahr hat TSMC ein erstes Werk in Japan eröffnet. Ein Werk im US-Bundesstaat Arizona nimmt gerade seinen Betrieb auf. In Dresden hat TSMC im August gemeinsam mit seinen europäischen Partnern Bosch, Infineon und NXP den Spatenstich für ein neues Werk gefeiert. Der Finanzvorstand Wendell Huang wies darauf hin, dass diese Übersee-Chipwerke die Gewinnmargen in den nächsten fünf Jahren um zwei bis drei Prozentpunkte senken werden. Vor allem die „unfertigen Lieferketten“ sorgten für höhere Produktionskosten, sagte Wei.
TSMC plant für 2025 Investitionen zwischen 38 und 42 Milliarden Dollar, was deutlich über den umgerechnet 29 Milliarden Dollar des vergangenen Jahres und über den Analystenerwartungen liegt. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete am Donnerstag unter Berufung auf einen TSMC-Manager, dass neben dem Werk in Dresden noch weitere Fabriken in Europa, auch für KI-Chips, geplant würden.