Rückschlag für das „Starship“ von Elon Musk: Das größte jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte hat einen siebten Testflug nicht wie geplant abschließen können. Die obere Raketenstufe explodierte wenige Minuten nach dem Start über dem Atlantik. Das von Tech-Milliardär Musk gegründete Raumfahrtunternehmen SpaceX bestätigte eine „schnelle außerplanmäßige Demontage“ – ein Euphemismus des Unternehmens für eine Explosion.
„Die Teams werden die Daten aus dem heutigen Flug weiter auswerten, um die Ursache besser zu verstehen“, teilte SpaceX auf der ebenfalls Musk gehörenden Plattform X mit. „Bei so einem Test liegt der Erfolg darin, was wir lernen, und der heutige Flug wird uns dabei helfen, die Zuverlässigkeit des „Starship“ zu verbessern.“
Die Mega-Rakete war um 16.37 Uhr (Ortszeit, 23.37 Uhr MEZ) vom Weltraumbahnhof Starbase im südtexanischen Boca Chica abgehoben.
Auffangen der unteren Raketenstufe mit Greifarmen gelang
Immerhin gelang es bei dem Testflug aber, die untere Raketenstufe am Startturm im US-Bundesstaat Texas mit Greifarmen wieder aufzufangen, was beim vorherigen Testflug nicht geklappt hatte. In der Videoübertragung war zu sehen, wie die untere Stufe mit dem Namen Super Heavy etwa sieben Minuten nach Start ihren Flug verlangsamte. Dann glitt sie zurück zur Abschussrampe und wurde von mechanischen Armen am Startturm aufgefangen. Das Wiederauffangen war SpaceX bisher nur ein Mal, beim Testflug im Oktober, gelungen und sorgte für Applaus und Jubel beim Team am Boden.
Doch der Triumph war von kurzer Dauer: Kurz nach dem Wiederauffangen der Antriebsstufe wurde klar, dass die obere Stufe aufgrund einer Antriebsanomalie verloren gegangen war. Nutzer teilten auf X dramatische Aufnahmen, zeigen sollen, wie die obere Raketenstufe beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinanderbricht. „Erfolg ist ungewiss, aber Unterhaltung ist garantiert“, schrieb Musk bei X und teilte dazu eines der Videos.
Die US-Luftfahrtbehörde FAA erklärte, sie sei sich der beim Testflug der Starship aufgetretenen „Anomalie“ bewusst. Sie „prüft den Vorgang und wird eine aktualisierte Erklärung abgeben“, hieß es.
Erstmals war das Raketensystem im April 2023 getestet worden – und damals nach wenigen Minuten komplett explodiert. Bei weiteren Tests hatte die obere Stufe aber schon das All erreicht und war auch kontrolliert im Indischen Ozean gelandet.
„Starship“ ist größer als die Freiheitsstatue
SpaceX verfolgt mit Starship das Ziel, eine vollständig wiederverwendbare und damit kostengünstigere Rakete für künftige Raumfahrtmissionen zu bauen. Das System besteht aus einer 70 Meter hohen ersten Antriebsstufe namens „Super Heavy“ und einer 50 Meter langen Raumfähre namens „Starship“ mit zusätzlichen Antrieben. Insgesamt ist das System größer als die Freiheitsstatue.
Beide Teile, sowohl der Booster als auch das Raumschiff, sind so konzipiert, dass sie nach der Rückkehr zur Erde wiederverwendet werden können. Die US-Raumfahrtbehörde NASA will mit dem Starship Astronauten zum Mond schicken, während SpaceX das Ziel verfolgt, eines Tages den Mars zu erreichen.
Die Konkurrenz holt auf
Nur einen Tag zuvor hatte die Konkurrenz einen erfolgreichen Test hingelegt: Die Rakete „New Glenn“ des Raumfahrtunternehmens Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos erreichte bei einem ersten Testflug die geplante Umlaufbahn,die Rückkehr der wiederverwendbaren Antriebsstufe zur Erde klappte im ersten Anlauf allerdings nicht. Sie landete nicht wie vorgesehen auf einer Plattform im Atlantik. Mit der Rakete, die allerdings deutlich kleiner als das „Starship“ ist, will Blue Origin in den lukrativen Markt für Orbitalraketen einsteigen und SpaceX in Zukunft Konkurrenz machen.