Das amerikanische Mondprogramm verzögert sich weiter.

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Im Dezember 1972 verließen die letzten Apollo-Astronauten den Mond – und jetzt wird sich die Rückkehr der Amerikaner zum Erdtrabanten weiter verzögern. Wie Bill Nelson, der Leiter der Raumfahrtbehörde NASA, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz erklärte, wird der erste bemannte Testflug des neuen Mondprogramms Artemis in den April 2026 verschoben. Diese Artemis II genannte Mission wird noch nicht auf der Mondoberfläche aufsetzen. Dies wird erst mit Artemis III geschehen, wenn Astronauten der NASA in der Nähe des lunaren Südpols landen, was nun aber nicht vor Mitte 2027 passieren wird, „unter der Annahme, dass das Landeraumschiff von SpaceX einsatzbereit ist“, sagte Nelson.

SpaceX, ein Raumfahrtunternehmen des Multimilliardärs Elon Musk und eine von mehreren Firmen, die als Hersteller verschiedener Komponenten an dem Programm beteiligt sind, hatte bei Tests seines Starship zuletzt zwar bemerkenswerte Fortschritte erzielt, verfügt aber noch lange nicht über ein fertiges Produkt. Der für Artemis III vorgesehene Lander ist eine Variante der „Starship“-Oberstufe, die nach dem Start zunächst im Erdorbit für die Weiterreise zum Mond wiederbetankt werden soll. Dieses kritische Manöver ist ebenfalls noch nicht getestet worden.

NASA-Pressekonferenz am Donnerstag, 5. Dezember 2024. Von rechts nach links: NASA Administrator Bill Nelson, NASA Deputy Administrator Pamela Melroy, Associate Administrator Jim Free und Reid Wiseman, der Kommandant der Mission Artemis II.
NASA-Pressekonferenz am Donnerstag, 5. Dezember 2024. Von rechts nach links: NASA Administrator Bill Nelson, NASA Deputy Administrator Pamela Melroy, Associate Administrator Jim Free und Reid Wiseman, der Kommandant der Mission Artemis II.AFP

Das Artemis-Programm war zuletzt verschoben worden, als bei der Rückkehr der Raumkapsel Orion nach der dreiwöchigen unbemannten Testmission Artemis I zum und um den Mond im Dezember 2022 unerwartete Korrosionsprozesse am Hitzeschild aufgetreten waren. Die Ursachen hierfür seien inzwischen verstanden. „Es kam zu einem Stau von Wärme innerhalb der äußeren Schicht des Schilds, was zur Entwicklung von Gasen führte“, erklärte NASA-Vizechefin Pamela Melroy, eine ehemalige Astronautin, die dreimal mit dem Space Shuttle im All gewesen war. „Durch die eingeschlossenen Gase baute sich Druck auf, und das führte dann zu Rissbildungen und einem ungleichmäßigen Abblättern jener Außenschicht.“

Das bereits fest in die Orion-Kapsel für Artemis II integrierte Hitzeschild soll nun aber nicht noch einmal erneuert werden. „Wir haben entschieden, mit der gegenwärtigen Orion-Kapsel und ihrem Hitzeschild weiterzumachen“, sagte Nelson, „mit einer modifizierten Flugbahn beim Wiedereintritt.“ Dazu müssten jetzt vor allem die Lebenserhaltungssysteme der Kapsel überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

Wettlauf mit China

Auf der Pressekonferenz wurde zugleich deutlich, dass sich die NASA mit Artemis nicht mehr beliebig Zeit lassen kann – und der Grund dafür nicht nur die steigenden Kosten sind, sondern vor allem die chinesische Konkurrenz. Der aktuelle Zeitplan erlaube den Vereinigten Staaten und ihren Partnern immer noch, vor China auf dem Mond zu landen, erklärte Nelson. Das habe Priorität, auch da sonst zu befürchten sei, dass die Chinesen im Falle einer gelungenen Landung am Südpol diese Region, in der Wasservorkommen vermutet werden, für sich reklamieren könnten. Man gehe allerdings davon aus, dass eine bemannte chinesische Mondlandung nicht vor 2030 und dann in einer äquatornahen Position stattfinden wird.

Der Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen und in der Folge der Einfluss Elon Musks auf die neue Regierung hat weitere Fragen aufgeworfen. Es besteht nun die Möglichkeit, dass Amerika vom Mond als bemanntem Raumfahrtziel abrücken könnte und stattdessen Expeditionen zum Mars anstrebt. Eine menschliche Präsenz auf dem Roten Planeten ist ein Ziel Musks und ein nicht unbedeutendes Motiv hinter SpaceX im Allgemeinen und der Entwicklung des „Starship“ im Besonderen.

Nelson gab sich indes optimistisch für die Zukunft von Artemis. „Ich denke, wir übergeben der neuen Regierung einen sicheren und zuverlässigen Weg nach vorne, und der besteht darin, zum Mond zurückzukehren und vor China dort zu sein.“ Er verwies aber auch auf die Verträge mit den anderen Zulieferern für Artemis neben SpaceX. Mit Jared Isaacman, den Donald Trump als Nelsons Nachfolger als Leiter der Raumfahrtbehörde nominieren will, habe er bereits gesprochen, sagte Nelson, und ihn zu einem persönlichen Treffen in die NASA-Zentrale in Washington DC eingeladen.